Der Nationalpark Calanques

Ein Naturschutzgebiet in direkter Nachbarschaft zu einer Großstadt: Der Nationalpark Calanques vor den Toren von Marseille macht es vor. Er ist der zweitjüngste Nationalpark Frankreichs – und der einzige seiner Art in ganz Europa.

Die Calanques, fjordähnliche Buchten im Kalkgestein des Mittelmeers, sind eine der größten Touristenattraktionen Südfrankreichs. Vor allem das Massif des Calanques mit seinen malerischen Felsklippen zieht Jahr für Jahr zahlreiche Besucher an. Rund 20 Kilometer lang erstreckt es sich zwischen Marseille und Cassis an der Küste des Départements Bouches-du-Rhône (Region Provence-Alpes-Côte d’Azur).

Vor den Toren von Marseille

Im April 2012 wurde hier der zehnte und bislang letzte Nationalpark Frankreichs eröffnet. Es ist ein besonderer Nationalpark. Erstens weil er neben 87.600 Hektar Land auch 141.300 Hektar Meer umfasst (davon zählen 85.000 Hektar Land rund 43.500 Hektar Meer zur besonders geschützten Kernzone). Und zweitens, weil er vor den Toren einer Großstadt liegt. Marseille, die zweitgrößte Metropole Frankreichs, ist nur wenige Kilometer entfernt. Das spezielle Anliegen dieses Nationalparks lautet deshalb: Einerseits aktiven Umwelt- und Naturschutz betreiben, und andererseits, diesen Umwelt- und Naturschutz mit der intensiven menschlichen Nutzung der Calanques unter einen Hut zu bringen.

Einzigartige Flora und Fauna

Die Calanques bilden ein eigenes Ökosystem. Weil so gut wie kein Erdreich vorhanden ist, ankern die Pflanzen in den Ritzen und Felsspalten des Kalkgesteins. Sie beziehen die notwendige Feuchtigkeit zum größten Teil aus dem verdunsteten Meerwasser und der salzhaltigen Gischt der Brandung.

Die Folge: eine einzigartige Flora und Fauna. Die Pflanzenarten „Sabline de Marseille“ und „Marseille-Tragant“ etwa kommen weltweit nur hier vor. Die Perleidechse als größte europäische Eidechsenart ist ebenso in den Calanques zu Hause wie die Bulldoggfledermaus. Und in den Felsklippen nistet eines der letzten 30 Paare des Habichtadlers. Im Wasser leben geschützte Delfin-, Schildkröten-, Fisch- und Korallenarten, auf den Inseln vor den Calanques seltene Seevogelarten.

Wanderweg entlang der Küste

Zahlreiche Wanderwege durchziehen die Calanques, die zudem ein beliebtes Klettergebiet sind. Dies ist nicht immer einfach für das empfindliche Ökosystem. Die Satzung des Nationalparks schränkt deshalb viele Freizeitaktivitäten ein. Von Anfang Juli bis Mitte September sind die Calanques für Touristen gesperrt. Dann dürfen sie nur den Wanderweg entlang der Küste betreten. Grund dafür ist auch die hohe Brandgefahr. Trotzdem ist der Nationalpark ein offener Nationalpark. Sogar die Jagd und der Fischfang sind unter Auflagen gestattet.

Weitere Tipps zur Erkundung der provenzalischen Landschaften finden Sie in unserem Artikel "Die Natur in der Provence".

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