Wohneinheit Cité Radieuse von Le Corbusier (Marseille)

Die Wohneinheit "La Cité Radieuse" in Marseille ist von 1947 bis 1951 nach Plänen des Schweizer Architekten Charles-Edouard Jeanneret, besser bekannt als Le Corbusier, erbaut worden. Dieses Wohngebäude aus Beton mit farblichen Akzenten, ultramodern zur damaligen Zeit, beherbergt 1600 Bewohner, eine Schule, ein Schwimmbad, Geschäfte sowie ein Zentrum für zeitgenössische Kunst.

Das imposante Gebäude (165 Meter lang, 24 Meter breit und 56 Meter hoch) erinnert an ein im Park festgemachtes Passagierschiff. Ausgehend von dem Marseiller Vorbild hat Le Corbusier in den Folgejahren noch mehrere Cité Radieuse (u.a. in Rennes und Berlin) erbaut.

Die Wohneinheit als Dorf

Die Cité Radieuse war zu Beginn der 1950er Jahre aus vielfacher Hinsicht innovativ: Die schiere Größe verwunderte die Zeitgenossen anfangs genauso wie die verwendeten Materialien oder der äußere Eindruck eines Schiffes. Bis heute werden die Entwürfe von Le Corbusier kontrovers diskutiert. Während die einen die Farblehre und Propositionen seiner Arbeiten loben, sehen andere ihn als Vater der großstädtischen Bausünden nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Völlig neuartig war die innere Organisation des Gebäudes als Versuch eines neuen "Wohnsystems", das vom Architekten selbst mit dem Konzept der "Wohnmaschine" erklärt wurde. Wie auf einem Kreuzfahrtschiff sind in den einzelnen Stockwerken unterschiedliche Funktionen untergebracht. Eine im Gebäude befindliche Straße bietet Geschäfte, ein Hotel und Restaurants und soll zur kollektiven Nutzung des Gebäudes anregen.

In der letzten Etage sind eine eigene Grundschule und eine Turnhalle, die seit 2013 ein Zentrum für zeitgenössische Kunst (MAMO) beherbergt, untergebracht. So wird aus der Wohneinheit ein eigenes Dorf inmitten der Großstadt Marseille, dessen Bewohner die Abende auf der Dachterrasse inklusive Planschbecken, Spielbereichen und einer Bühne für Aufführungen, genießen können.

Die Cité Radieuse in Marseille ist als Denkmal klassifiziert und im Juli 2016 zusammen mit weiteren Werken von Le Corbusier in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden.

Die Wohneinheiten

Die Wohnungen sind nach insgesamt 23 verschiedenen Grundtypen gestaltet. Jede Wohnung läuft von einer Fassaden zur nächsten und von Ost nach West. So sind alle Wohneinheiten lichtdurchflutet und können optimal belüftet werden.

Besonderes Augenmerk lag auf der komfortablen Ausstattung der Wohnräume. Zentralheizungen, fließend warmes Wasser, ein extra Bad für Kinder, zwei nebeneinander liegende Kinderzimmer und zahlreiche Wandschränke aus hochwertigen Materialien waren zur damaligen Zeit ein unerhörter Komfort.

Wie wohlüberlegt die Planung und das Innendesign der Wohnungen waren, wird an Details besonders deutlich. So ist z.B. die Schwelle zur Terrasse grundsätzlich so breit angelegt, dass sie als Sitzplatz genutzt werden kann. Alle Fensterbänke sind durchgehend und können so als Ablage oder zum Aufstützen der Arme genutzt werden. Kochtöpfe finden ihren Platz an den jeweils für sie vorgesehenen Gestellen.

Die Wohnungen waren und sind begehrt. Viele Bewohner schätzen das infrastrukturelle Angebot der Cité Radieuse und die planmäßige Gestaltung der Wohnräume in der "Wohnmaschine". Eben diese Planmäßigkeit ist es allerdings, die vielen Kritikern missfällt. Sie machen dem Architekten den Vorwurf des standardisierten Wohnens.

Weitere Informationen

  • 365 Tage im Jahr offen, das Gebäude ist kostenfrei der Öffentlichkeit zugänglich
  • Einige Zutritte unterliegen Beschränkungen, kontaktieren Sie den Wärter in der Halle, um Infos über die zugänglichen Orte einzuholen
  • Nichtschulische Führungen werden nur vom Touristenbüro von Marseille (Externer Link) organisiert, mit Termin unter der Telefonnummer +33 (0) 4 91 13 89 00
  • Adresse: 280 Boulevard Michelet, 13008 Marseille
  • Anfahrt: Bus-Linien 21,22, 521, 22S ab Gare Saint-Charles bis zur Haltestelle "Le Corbusier" (verkehren im 6 Minutentakt, Fahrtzeit ca. 20 Minuten)

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