Interview mit Anthony Coles - Tipps für Ihren Aufenthalt in der Provence

Bereits seit 15 Jahren lebt der US-amerikanische Schriftsteller Anthony Coles nun schon in Arles. Kein Wunder also, dass sein Roman "Ein Gentleman in Arles" heißt. Wir sind gespannt, welche Tipps er rund um seine Lieblingsregion im Interview für uns bereithält.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort in der Region Provence? Haben Sie einen Geheimtipp?

Wenn Sie in die Gegend um Arles kommen, dann ist ein Besuch der Camargue ein Muss. Entweder schließen Sie sich einer Tour an oder versuchen es auf eigene Faust. Wenn irgend möglich, sollten Sie diesen Ausflug auf einem Pferderücken machen. Sie sehen so Plätze, die mit dem Auto unerreichbar sind. Sie werden feststellen, dass dieser langsame Ritt auf einem schläfrigen Camargue Pferd, das warme Wasser, das Ihre Füße umspielt und die berühmten Camargue Bullen auf den Feldern um Sie herum, das beste Provence Erlebnis ist. Ställe für einen solchen Ausritt finden Sie auf dem Weg nach Saintes-Maries-de-la-Mer.

Was sollten Besucher, die zum ersten Mal in der Provence sind, auf jeden Fall sehen / unternehmen?

Die Provence ist groß und meine Geschichten spielen in der Gegend, in der ich lebe: Arles, in der nördlichen Ecke der Camargue an der Rhone. Also liegen die meisten meiner Lieblingsplätze in dieser Gegend und sind entspannt zu erreichen. Entspannung ist ohnehin der Schlüssel, um die Provence zu erleben.
Einer meiner Lieblingsplätze ist der Pont du Gard, ein außergewöhnlicher dreistöckiger römischer Aquädukt, ca. 20 km nördlich von Nimes. Er ist eines der Wunder der antiken Welt und ein absolutes Muss. Die Camargue selbstverständlich ebenfalls. In Arles empfehle ich das römische Amphitheater und all die Plätze, die durch Vincent van Goghs Gemälde berühmt wurden. Die Städte Aigues-Mortes, Nimes, Aix-en-Provence und Avignon sind ebenfalls einen Besuch wert.

Was sollte man in der Provence machen/erleben/sehen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?

Ich persönlich würde es gar nicht erst versuchen. Ich lebe seit 15 Jahren in Arles und es wäre falsch anzunehmen, dass ich als Einheimischer durchginge; egal mit wie vielen Einheimischen ich befreundet bin.
Aber ich möchte Ihnen einen Vorschlag für einen authentischen Urlaub in der Provence machen: Das wichtigste sind dabei Entspannung und Entschleunigung. Nicht nur, weil es Ihr Urlaub ist und die Dinge langsam anzugehen ein Teil davon sein sollte. Entspannen ist auch das, was die Bewohner der Gegend tun. Dinge passieren nicht so schnell, wie man es vielleicht gewohnt ist und dieses Verständnis hilft Ihnen Stress zu vermeiden!
Ein weiterer Tipp ist: Sprechen Sie wenn möglich Französisch. Die Provencalen sind weit weniger snobistisch als die Pariser, wenn es um ihre Sprache geht. Gehen Sie in eine lokale Bar, trinken ein paar Gläser Pastis und sprechen Sie einfach mit den Menschen. Sie werden merken, dass sich die Menschen darüber freuen – und der Pastis bewirkt, dass Sie weniger Angst haben, Fehler zu machen.

Ihr regionales Lieblingsrestaurant oder ein Lieblingsgericht?

Wenn Geld keine Rolle spielt, dann das L’Osteau de Beaumaniere in Le Baux, es ist eines der besten Restaurants Frankreichs und das schon seit Jahren. Weniger teuer ist das Le Jardin de Manon in Arles. Traditionelle französische Küche der besten Art – nichts Modisches!

Ihr Lieblingsspaziergang in der Region?

Da gibt es viele, aber da ich in Arles lebe, spaziere ich oft in Alpilles Hügeln im Nordwesten der Stadt. Ein wundervoller Weg fängt bei dem kleinen Parkplatz auf der D5 zwischen Mausanne les Alpilles und St Remy de Provence an und führt zu der TV Relais Station auf dem Höhepunkt des Massivs. Man hat von dort aus manchmal eine außergewöhnliche Aussicht: im Norden nach Avignon und weiter ins Land und im Süden bis beinahe ans Mittelmeer. Es ist ein Spaziergang, den Peter Smith und Arthur, sein Windhund in meinem Roman machen, wenn sie nachdenken oder einem Problem entkommen wollen.
Machen Sie diesen Gang morgens, bevor es zu heiß wird und gönnen Sie sich eine ausgiebige Pause im Schatten der Brasserie La Progrès in Egalyières. Das Essen ist einfach, aber immer frisch.

Die Region in fünf Sinnen!

Heiss (selbstverständlich), windig (manchmal), traditionell, freundlich und entspannt. Einfach “der beste Platz der Welt”.

Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

Meine Serie mit den Geschichten um Peter Smith und seinen Windhund Arthur geht weiter, selbstverständlich. Eine neue ist gerade fertig und eine weitere angefangen. Auch habe ich einen Roman über das tägliche Leben unter deutscher Besatzung in Arles im Jahr 1942 beendet und eine Polizei-Geschichte, die in Paris im Jahre 1881 spielt, angefangen. Es ist eine Art Hommage an Georges Simenon und seinen berühmten Chefinspektor Maigret.

Ein Ort bei schlechtem Wetter

Das hängt von Ihren Interessen ab. Wenn es wirklich regnet, ist eigentlich immer eines der vielen Museen der Provence einen Besuch wert. Das Antike Museum in Arles ist eines der besten. Es gibt einen wunderbaren Ort in Carrières de Lumières etwas nördlich von Les Baux: Einen unterirdischen Marmorbruch, der in eine kunstvolle Multi Media Show umgewandelt worden ist und riesengroße Bilder berühmter Gemälde zu Musik zeigt. Es ist ein phantastischer Ort, wo man entlang riesiger Wände, wie in einem Irrgarten, zwischen Bildern und Musik wandert. Es hat den Vorteil absolut trocken zu sein.
Ein letzter Tipp, wenn es regnet: finden Sie ein gemütliches Restaurant, essen entspannt eine gute Mahlzeit und warten bis es aufhört.

Arles, Provence