Jakobswege: Via Turonensis - von Paris nach Santiago de Compostela

Von Paris über Orléans, Tours, Poitiers und Bordeaux bis nach Ostabat-Asme erstreckt sich die Via Turonensis über etwa 700 Kilometer von Nord nach Süd. Ihr Streckenverlauf entspricht größtenteils sowohl dem Fernwanderweg GR 655 als auch dem französischen Abschnitt der Via Regia, der ältesten und längsten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa. Galt die Via Turonensis im Mittelalter vor allem für nordeuropäische Wallfahrer als favorisierte Pilgerstrecke, so wird ihr in heutiger Zeit im Vergleich zu den übrigen französischen Hauptrouten des Jakobsweges weit weniger Bedeutung zugemessen. Mit ihrem flachen Profil zählt die Via Turonensis zu den einfachsten Pilgerrouten und eignet sich daher auch hervorragend für Radpilger.

Streckenverlauf der Via Turonensis

Den Auftakt der Pilgerreise gen Süden bildet der Turm Saint-Jacques im Pariser Viertel Châtelet – Les Halles in unmittelbarer Nähe zur weltberühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris. Richtung Étampes mit der im romanischen Stil errichteten Pfarrkirche Notre-Dame-du-Fort entflieht man auf der Suche nach innerer Einkehr und womöglich auch spiritueller Erleuchtung peu à peu dem Großstadtdschungel.

Das nächste größere Etappenziel bildet Orléans mit seinem aparten Charme, in dessen Zentrum sich die vom gotischen Baustil dominierte Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans erhebt. Durch das royale Loire-Tal führt der Weg den Wanderer an endlosen Weinhängen sowie majestätisch schönen Schlössern wie dem durch seine Leichtigkeit und Harmonie bestechenden Renaissance-Schloss Chambord, dem prachtvollen Château de Blois und dem eleganten Schloss Chenonceau vorbei bis ins mediäval geprägte Tours, wo man die Kathedrale Saint-Gatien bestaunen kann. Über Châtelleraut geht es schließlich weiter in Richtung Poitiers. In der offiziellen Stadt der Kunst und Geschichte zieht die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Basilika Sainte-Hilaire-le-Grand Pilgerreisende von nah und fern in ihren spirituellen Bann.

Im weiteren Verlauf führt die Via Turonensis über Saint-Jean-d’Angély mit der königlichen Abtei Saint-Jean-Baptiste und das durch seine Zitadelle geprägte Blaye bis nach Bordeaux mit der Basilika Saint-Michel. Zum Routenziel nach Ostabat-Asme gelangt man vorbei an den einen herb-süßen Duft verströmenden Heidelandschaften der Landes schlussendlich über die Ortschaften Benin-Béliet und Dax, Frankreichs zweitgrößtem Kurort, dessen Renaissance-Kathedrale Notre-Dame de Sainte-Marie Pilger zum Verweilen einlädt.

Informationen zur Routenplanung

Zu beachten ist, dass auf dem ersten Streckenabschnitt der Via Turonensis zwischen Paris und Tours, der auch auf einer alternativen westlichen Route über Chartres begangen werden kann, ein vergleichsweise geringes Angebot an speziellen Pilgerherbergen vorherrscht. Da der Weg aus dem Pariser Ballungsraum in der Regel an vielbefahrenen Straßen entlang führt, ist als Startpunkt auch Orléans denkbar. Für eine detaillierte Streckenplanung eignen sich die folgenden ausschließlich in französischer Sprache erhältlichen Wanderführer:

  • TopoGuide für den GR 655 „Sentier vers Saint-Jacques-de-Compostelle via Tours“ (ca. 15 €);
  • Guide de poche du randonneur et du pèlerin „Sur le chemin de Saint-Jacques-de-Compostelle: La via Turonensis, le chemin vers l’Atlantique“ (ca. 20 €).

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