Heiligabend in Frankreich

Die Franzosen sind weltweit für ihr Savoir-vivre und ihre exquisite Küche bekannt – und da machen Sie auch an Weihnachten keine Ausnahme.

Der religiöse Hintergrund des Festes verblasst wie auch in Deutschland immer stärker und im Gegensatz zur viel zitierten germanischen Besinnlichkeit ist das Fest der Geburt Christi bei unseren französischen Nachbarn vielmehr ein Anlass für ausgelassenes und ungezwungenes Feiern im Kreise der Familie.

Fällt der 24. Dezember nicht gerade auf das Wochenende, so folgen die meisten Franzosen zumindest tagsüber wie gewohnt ihrem Alltag im Büro oder erledigen noch einige hektische Weihnachtseinkäufe in letzter Sekunde – Weihnachtstrubel, wie wir ihn auch in deutschen Landen nur allzu gut kennen. Die Kinder profitieren an diesem Tag in aller Regel bereits von Weihnachtsferien und fiebern voller Ungeduld dem Geschenkesegen entgegen.

Weihnachtsessen

Erst am frühen Abend beginnen in der Familie die Vorbereitungen für das weihnachtliche Zeremoniell. Alles dreht sich hierbei um das Réveillon, das traditionelle Weihnachtsmenü, welches den glanzvollen Höhepunkt des Heiligabends bildet und auch schon einmal im Restaurant genossen wird. Die meist mehrstündige „Tour de Force“ mit jeweils ganz eigener regionaler Couleur beginnt mit allerlei Leckereien wie Austern, Lachs, Foie gras oder auch glasierten Maronen, woran sich in aller Regel eine Pute mit Maronen-Farce, ein mit saftigen Pflaumen gefüllter Kapaun oder eine Ente à l’orange anschließt. Dieser kulinarische Akkord wird selbstverständlich von einem edlen Tropfen Wein und prickelndem Champagner begleitet. Auch an einer reichhaltigen Käseplatte garniert mit Früchten darf es nicht fehlen.

Wie in Deutschland der Stollen, so ist für die Franzosen die „Bûche de Noël“ ein Gebäck, welches auf keiner festlichen Weihnachtstafel fehlen darf. Diese traditionelle Biskuitrolle mit Schokoladenbuttercreme ist einem Holzscheit nachempfunden und bildet den kalorienreichen Abschluss der weihnachtlichen Schlemmerorgie. Dieser kulinarische Brauch nahm seinen Anfang zu einer Zeit, in der Kamine noch in jedem Haushalt zu finden waren. In den kalten Nächten zwischen Weihnachten und Neujahr ließ man einen mit Wein, Milch oder Honig geweihten und später auch mit Nüssen, Trockenfrüchten und Maronen dekorierten Holzscheit im Kamin verglimmen und streute dessen Asche im Anschluss auf die Felder. Davon erhoffte man sich fruchtbaren Boden sowie Schutz gegen Blitze und Hexenzauber.

Bescherung

Begann das Réveillon früher in der Regel nach dem Gang zur Mitternachtsmesse und erstreckte sich bis in die frühen Morgenstunden, so ist es heutzutage durchaus üblich, das festliche Gelage bereits vor der „Messe de minuit“ beginnen zu lassen. Einige Familien besuchen auch nur noch eine „Veillée de Noël“, einen Gottesdienst am frühen Abend, in dessen Mittelpunkt wie auch in Deutschland oft ein durch Kinder inszeniertes Krippenspiel steht.

Traditionell fand die Bescherung in weiten Teilen Frankreichs am Morgen des 25. Dezembers statt, nachdem der Père Noël durch den Kamin kommend die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legte oder in Socken und Stiefel steckte, während sich die Familie bei der Mitternachtsmesse versammelte. Doch heutzutage ist es auch keine Seltenheit mehr, dass Geschenke bereits an Heiligabend ausgetauscht werden.

Übrigens gibt es in Frankreich außer im Elsass und in Lothringen mit dem 25. Dezember nur einen einzigen offiziellen Weihnachtsfeiertag.