Der Friedhof von St. Etienne-au-Mont

Die Gräber und Anlagen des Friedhofs von St. Etienne au Mont sehen aus wie auf jedem anderen Militärfriedhof des Commonwealths, dabei sind hier nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten begraben, die als Helfer hinter den Fronten tätig waren.

Die Arbeitskorps des britischen Empires

Um möglichst viele Soldaten direkt an der Front einsetzen zu können, richteten sich die Briten - im Vereinigten Königreich gibt es keine allgemeine Wehrpflicht, die Armeen sind auf Freiwillige angewiesen - mit einem Appell an zivile Arbeitskräfte. Die Freiwilligen wurden aus der ganzen Welt angeworben und übernahmen Dienste in der Logistik. Ab sofort wurden;100 000 Ägypter, 21 000 Inder und 20 000 Südafrikaner in die Labour Corps (Arbeiterkorps) unter militärisches Kommando gestellt. Allein der chinesische Arbeiterkorps (Chinese Labour Corps) der britischen Armee zählte zum Kriegsende 96 000 Männer. Die Arbeiter übernahmen Aufgaben in den Stützpunkten an der Küste, die Manöver in den Zentrallagern und Munitionslagern, entluden die Schiffe und Züge, bewirtschafteten die Wälder und hielten die Kommunikationswege instand. Ihre Lebensbedingungen waren dabei alles andere als angenehm: Für einen Tageslohn arbeiten sie 10 Stunden pro Tag an 6 Tagen pro Woche.

Besonders hart traf es das chinesische Arbeiterkorps: Anders als die Südafrikaner und Inder waren sie dem Englischen häufig nicht mächtig, die mangelnden Sprachkenntnisse sorgten bei den britischen Offizieren aber auch innerhalb der französischen Zivilbevölkerung für Misstrauen. In der Folge brachte man die asiatischen Arbeiter Folge in Spezial-Lagern unter, von denen sich das wichtigste in Noyelle-sur-Mer im Departement Somme befindet, und pflegte Kranke und Verletzte in speziell für die chinesischen Arbeitskräfte eingerichteten Krankenhäuser. 160 unter ihnen, die im 2. General Labour Hospital von Saint-Etienne-au-Mont bei Boulogne gestorben sind, ruhen heute auf dem Gemeindefriedhof zusammen mit den 10 Mitgliedern des South African Native Labour Corps.

In Ayette südlich von Arras befindet sich der Indian and Chinese Cemetery mit 80 Gräbern der indischen Manövertruppen und der chinesischen Kulis, die nahe der Front mit der Instandhaltung der Schützengräben und der Versorgung der Einheiten beauftragt waren.

Den zivilen Arbeitskräften fielen auch nach Kriegsende wichtige Arbeiten zu: Im Mai 1919 waren immer noch 80.000 Chinesen in Frankreich mit den Aufräumarbeiten in den Gegenden beschäftigt, die im Kampf zerstört worden sind.

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