Denkmal für die Bürger von Calais

Das Denkmal für die Bürger von Calais wurde zwischen 1884 und 1886 von Auguste Rodin aus Bronze erstellt. Es ist eine lebensgroße Standplastik und gedenkt den sechs im 14. Jahrhundert hoch angesehenen Bürgern von Calais. Diese opferten sich, um die Bevölkerung vor der Englischen Besatzung zu retten. Insgesamt gibt es 12 solcher Güsse auf der ganzen Welt.

Eine symbolische Episode der Geschichte der Stadt

Die von der Stadt Calais im Jahre 1885 bestellte Skulpturengruppe der Bürger von Calais ist ein emblematisches Werk der Karriere des Bildhauers Auguste Rodin. Diese riesengroße Gruppe aus sechs Männern erinnert alle an eine tragische Episode der Geschichte der Stadt.

Während des Hunderjährigen Krieges im Jahr 1346 ist die Englische Besatzung in Frankreich angekommen und im September 1347 sind sie an der nordfranzösischen Küste Calais eingetroffen. Ganze 11 Monate lang waren die Bürger von Calais Grausamkeiten ausgesetzt und verhungerten. Die Situation der Stadt Calais war aussichtslos, als die Bürger einen Kompromiss mit dem englischen König eingingen. Sechs Bürger von Calais sollten demonstrativ hingerichtet werden, zur Vergeltung für die Verluste seiner Belagerungstruppe. Diese sechs wohlhabenden Bürger opferten sich: Eustache de Saint-Pierre, Jacques und Pierre de Wissant, Jean de Vienne, Andrieus d'Andres und Jean d'Aire. Sie durften mit nichts anderem als mit einem zerrissenem Hemd und einer Schlinge um den Hals vor den König treten und überreichten ihm den Stadtschlüssel. Die Szene war so Mitleid erregend, dass die Königin von England, Philippa von Hennegaudie, die Gnade des Königs für die Bürger von Calais erflehte.

Ikonographie

500 Jahre später entschied die Stadt Calais ihre sechs Helden zu verewigen, indem sie Auguste Rodin beauftragten eine Bronze Statue der Bürger von Calais zu gestalten. Doch anstatt triumphierende Helden zu zeigen, stellt der französische Bildhauer Rodin die Szene realitätsgetreu dar und sie entspricht somit dem Expressionismus der Zeit. Die Statue zeigt die sechs Helden in einer grotestken Art und Weise: die Hände und Füße sind deformiert und die Gesichtsausdrücke lassen ihre Qualen deutlich werden. Aber auch in Anbetracht der Leiden zeigt die Statue, dass die innere Stärke keine Grenzen kennt.

Als der ruhmreiche Sockel der Plastik verschwand, standen die sechs Figuren individuell und unabhängig voneinander auf dem gleichen Fundament. Die Figuren haben untereinander keinen Blickkontakt, keinen Körperkontakt, denn jeder für sich ist mit seinem Schicksal beschäftigt. Sind sind lediglich mit einer Tunika bekleidet, barfuß und tragen eine Schnur um den Hals.

CALAIS