Radurlaub auf der ViaRhôna

Der französische Teil der Radstrecke ViaRhôna führt entlang des Flusses Rhône durch die Regionen Auvergne-Rhône-Alpes und die Provence bis zur Camargue.

Der Natur auf der Spur entlang der Rhône

Wird die ViaRhôna für den nächsten Radurlaub auserkoren, so sollte die grobe Orientierung auf der Strecke kein größeres Kopfzerbrechen bereiten. Angefangen in Genf bis hin zum Rhône-Delta in der französischen Camargue folgt die Radroute dem Verlauf von Frankreichs wasserreichstem Fluss, der Rhône, die bereits zu Zeiten des Römischen Reiches als einer der bedeutendsten fluvialen Transport- und Handelswege galt.

Dem 320 Kilometer langen schweizerischen Streckenabschnitt bis zum Genfer See, der so genannten Route du Rhône, folgen etwa 700 Kilometer ViaRhôna auf französischem Terrain. Von den Alpen über das romantische Rhône-Tal bis zur mediterranen Provence kann man sich von der Magie des Flusses treiben lassen. Da gut befestigte Pfade den Weg vorgeben und spätere Streckenabschnitte kaum von Berg- und Talfahrten dominiert werden, sollten sowohl Familien mit Kindern als auch konditionsstarke Radpuristen auf ihre Kosten kommen. Bisher sind ca. 70 Prozent aller Streckenabschnitte vollständig ausgebaut und beschildert, also etwa 560 Kilometer. Die Fertigstellung der ViaRhôna ist bis 2020 anvisiert.

Die französischen Radetappen der ViaRhôna

Vom calvinistischen Genf ins katholische Lyon (ca. 210 Kilometer)

Bevor der Radtourist an der Schwelle zum französischen Savoyen steht, wird er sich dem mystischen Zauber der Weinberge um die Ortschaften Dardagny und Satigny kaum entziehen können. Kurz hinter der Schweizer Grenze thront in etwa 100 Metern Höhe über der engsten Stelle der Rhone die ehemalige Befestigungsanlage Fort l’Écluse. Bei Chanaz, dem kleinen Venedig des Savoyen, lohnt eine Fahrt über den Canal de Savière zu Frankreichs größtem natürlichen See, dem Lac du Bourget. Kulinarischen Gelüsten kann man unter anderem in Belley mit seinem berühmten Chevret-Ziegenkäse und Saint-Genix-sur-Guiers mit seiner in ganz Frankreich bekannten Brioche nachgehen. Gesäumt wird der Radweg in die pulsierende Metropole Lyon vom 30 Meter hohen Wasserfall Cascade de Glandieu, mittelalterlichen Dörfchen wie Lhuis und Saint-Sorlin-en-Bugey, den unterirdischen Höhlen in La Balme-les-Grottes und dem vor einer Felssteilwand gelegenen Château du Cingle bei Vernas. Der Besuch einer Ziegenfarm oder einer lokalen Schneckenzucht sollte zudem auf keinen Fall fehlen. In Lyon angekommen kann man die unzähligen Eindrücke dieser ersten Etappe der ViaRhôna auf dem Fourvière-Hügel neben der Basilika Notre Dame de Fourvière noch einmal in aller Seelenruhe Revue passieren lassen, bevor man sich auf den Sattel Richtung Süden schwingt.

Durch das bezaubernde Rhone-Tal zur Pont d’Avignon (ca. 260 Kilometer)

Kurz hinter Lyon bietet sich ein kurzer Abstecher in die Antike bei der ehemaligen Römersiedlung Saint-Romain-en-Gal an. Etwas weiter im Rhone-Tal stößt man auf einige Weinbaugebiete renommierter AOC-Weine wie Côte-Rôtie, Saint-Joseph, Château-Grillet und Condrieu, wobei letzterer schon dem Romancier Marie-Henri Stendhal feucht-fröhliche Genüsse bereitete. Vorbei an Frankreichs ältester Hängebrücke in Andance erreicht man schließlich Valence, das Tor zur Provence. Mitten auf dem Champs-de-Mars posiert dort der mit einem Rokkokodach gekrönte Musikpavillon Kiosque Peynet, der den Maler Raymond Peynet zu seinen „Les Amoureux“ inspirierte und von dem aus man die Blicke über das grandiose Rhone-Tal, die Felsen von Crussol sowie den Parc Jouvet schweifen lassen kann. Weiter geht es über Soyons mit der Miniaturlandschaft Ardèche Miniatures und Rochemaure mit seiner hoch über dem Ort thronenden Burgruine. Zuckersüßen Träumen darf der Radurlauber schließlich in Montélimar frönen, Heimat des weltweit populären weißen Nugats mit Lavendelhonig und Mandeln. Ziel dieser ViaRhôna-Etappe ist das UNESCO-Weltkulturerbe Avignon mit der viel besungenen Pont Saint-Bénézet und dem größten gotischen Palast der Welt, in dem im Mittelalter mehrere Päpste regierten. Einen perfekten Ausklang für diesen Routenabschnitt bietet ein Gläschen Châteauneuf-du-Pape, den schon Charles du Gaulle zu würdigen wusste.

Zwei Wege zum Mittelmeer (ca. 90 bzw. 110 Kilometer)

Bei Beaucaire bieten sich dem Radsportler auf dem Weg zu mediterranen Stränden zwei Möglichkeiten: Bleibt man dem Lauf der Rhone weiter treu, trifft man auf Arles, welches Besucher jederzeit zu einer traditionellen Corrida einlädt und die Pforte zur einzigartigen Camargue mit ihren schwarzen Stieren und rosaroten Flamingos bildet. Getragen vom Mistral erreicht man schlussendlich das für seine Miesmuschelzucht bekannte Port-Saint-Louis-du-Rhône sowie den schillernden Sandstrand Plage Napoléon. Alternativ kann man die Radtour auch über Montpellier mit seiner kontrastreichen Palette an Sehenswertem bis in die Hafenstadt Sète fortsetzen.

Praktische Tipps und Informationen

Als optimaler Reisezeitraum eignen sich die Monate April bis September, denn sowohl der Einfluss des alpinen Klimas auf den nördlichen Routenabschnitten als auch die Hochwassergefahr während der Regenperioden können das Fahrvergnügen auf zwei Rädern erheblich trüben. Tagestouren von 30 bis 40 Kilometern Länge sind bei einer ausreichenden Mindestkondition ein realistisches Ziel. Beim Passieren der Grenze in der Nähe von Genf ist zudem das Mitführen eines gültigen Ausweises absolute Pflicht.

Egal ob Citybike, Trekkingrad oder Rennrad – die ViaRhôna kann mit den unterschiedlichsten Arten nicht motorisierter Zweiräder erkundet werden. Möchte man jedoch einen Blick über den fest definierten Streckenrand werfen und ehemalige Treidelpfade entlang der Rhone neu entdecken oder außergewöhnliche Flora und Fauna auf abgelegenen Waldwegen bestaunen, so empfiehlt sich ein Mountainbike.

Im Vorfeld der Tour ist eine ausführliche Streckenplanung unabdingbar. Äußerst hilfreich ist zu diesem Zweck die interaktiven Karte (Externer Link) , mit deren Hilfe man Informationen zu Unterkünften, Restaurants, Sehenswürdigkeiten sowie zum Fortschritt beim Ausbau der Strecke finden kann. Für Besitzer eines iOS- oder Android-Smartphones könnte zudem die kostenlose App „Ponts du Rhône“ von Interesse sein, mit deren Hilfe man allerlei Historisches und Aktuelles zu den Passiermöglichkeiten der Rhone erfahren kann.

Weitere Informationen zu den einzelnen Streckenabschnitten finden Sie auf der deutschsprachigen Webseite der ViaRhôna (Externer Link) .

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