Motorradtour im Elsass

Eine Motorradtour mitten im Elsass - ein Reisebericht von Stephan Fennel, Chefredakteur bei Alpentourer.

Die deutsch-französisch sprachige Region

Ein paar Jahrhunderte deutsch-französischer Konflikte haben im Elsass Spuren hinterlassen. Dabei kann die Region sowohl durch ihre Landschaft, als auch mit eigenständiger Kultur und kulinarischer Finesse überzeugen – und mit ihrer Weinstraße.

Die Elsässer Weinstraße schlängelt sich auf rund 170 Kilometern Länge zwischen der Rheinebene sowie den Hügeln und Bergen der Vogesen hindurch. Sie verläuft in strikter Nord-Süd-Richtung von Marlenheim im Norden bis nach Thann an der Grenze zur Region Franche-Comté. Jahrtausende alte Weinberge säumen den Weg, zahlreiche Abstecher zweigen entweder direkt in die Weinberge, oder auch auf eine der anderen Ferienstraßen des Elsass, ab.

Zwischen 1870 und 1945 wechselte Elsass den Besitzer vier Mal zwischen Deutschland und Frankreich und so sprechen viele Französisch und Deutsch, wie auch immer es im Alltag gebraucht wird.

Die Motorradroute der elsässer Weinstraße

Wer von Norden her den Einstieg in die Weinstraße wagt, wird weder fahrerisch noch touristisch enttäuscht. Ein erster Stopp lohnt schon nur wenige Kilometer nach dem Start, jedenfalls für Anhänger automobiler Leckerbissen. Hier befindet sich das Cité de l'Automobile, geführt von Fritz und Hans Schlumpf aus Mulhouse.

Ein erster Abstecher von der eigentlichen Route führt aber zunächst von Obernai auf den Mont Saint Odile. Dort erhebt sich in bereits luftiger Höhe das gleichnamige Kloster, dessen Ursprünge auf das siebte Jahrhundert zurückgehen. Über den 766 Meter hohen Col du Kreuzberg geht es dann weiter und anschließend wieder hinab in die Vogesen-Ausläufer mit ihren Rebhängen.

Einen passenden Anschluss bietet dann von Sélestat aus die Fahrt hinauf zum Château du Haut-Kœnigsbourg. Seine wechselvolle Geschichte begann als Reichsburg der Stauffer zur Mitte des 12. Jahrhunderts. Unzählige Male wurde das eindrucksvolle Anwesen zerstört – und stets wieder aufgebaut, zuletzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom deutschen Kaiser Wilhelm. Seither ist es als Ausflugsziel für eine gute halbe Million Besucher pro Jahr die meistbesuchte Burg des Elsass.

Es folgt ein gut 50 Kilometer langer Ritt durch viele der ansehnlichen Weindörfer. Dann lockt das Munstertal, nicht zuletzt auch mit kulinarischen Genüssen. Von hier stammt der würzig-schmackhafte „Menschterkas“, der aus Rohmilch hergestellt wird und über eine markante Rotrinde verfügt. Bei etlichen der Produzenten lässt sich einkehren und verkosten. Und das eine oder andere Stück findet sicher auch Platz im Topcase…Von Munster aus, dem Zentrum des gleichnamigen Tals, bietet sich ein Abstecher hinauf auf den 1 135 Meter hohen Col de la Schlucht an. Der liegt schon an der für die Rückfahrt empfehlenswerten zweiten Ferienstraße des Elsass, der Route des Crêtes. Der 1 362 Meter hohe Gipfel des Le Hohneck ist dann Wegbegleiter auf der Weiterfahrt zum nächsten Pass, dem 1 180 Meter hohen Col d‘Hahnenbrunnen. Das Wirrwarr deutsch-französischer Namensgebung setzt sich mit Le Markstein noch fort. Hier empfehlen wir, auf einen Kaffee in einem der windig gelegen Lokale unterhalb des 1 424 Meter hohen Le Grand Ballon einzukehren und sich dann über Lautenbach wieder hinab zur Weinstraße zu winden. Schließlich ist Guebwiller kurz vor dem Abschluss der Strecke unbedingt einen Besuch wert, ist es doch der einzige Ort, aus dem gleich vier Spitzenweine (Grand Cru) stammen.

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